Im Vergleich zu den anderen bisherigen Themenmonaten war es uns für den November wichtig, mehr in das Thema einzutauchen, um es besser zu verstehen. Mir war von Anfang an klar, dass um das Thema „Gesundheit und Ernährung“ genau zu verstehen, es auch wichtig ist die verschiedenen Ernährungsformen anzusprechen. Sei es vegetarisch, vegan oder pescetarisch. Jede Art der Ernährung sollte von uns „untersucht“ und anderen näher gebracht werden. Um den Lesern diese Art der Ernährung näher zu bringen fiel mir ein, dass einer von uns möglicherweise eine vegetarische oder vegane Woche durchführen konnte. Letztendlich war ich es jedoch, der die Sache in die Hand nehmen musste und deshalb eine Woche lang vegan leben sollte. Ich konnte mir zwar vorstellen eine Woche vegan zu leben und habe mich sogar wirklich darauf gefreut eine Woche lang etwas neues auszuprobieren. Aber meine Erwartungen lagen komplett falsch.
Und versteht mich nicht falsch, ich habe vieles mitgenommen durch diese vegane Woche und möchte auch hier meine Erfahrungen preisgeben.
Ich bin völlig unvorbereitet in die Woche hineingestartet. Montag morgens aufgewacht, kein Frühstück – so wie eigentlich immer. Bewusst war mir, dass ich sowohl auf Fleisch und Fisch, als auch auf tierische Produkte generell verzichten musste, wobei mir ehrlich gesagt, Spoiler, das Zweite am schwierigsten fiel. Am heftigsten traf es mich, als ich merkte, dass ich meinen Kaffee für eine Woche lang schwarz trinken musste, da ich passionierter Latte Macchiato-Trinker bin. So unvorbereitet wie ich war, hatte ich auch keine Zeit mir das Vesper für den Tag richtig vorzubereiten. Statt einer ausgewogenen Ernährung gab es für mich nur Knäckebrot, Trauben und Äpfel – zumindest für den Montagmorgen. Müde und unterernährt wollte ich mich um mein Mittagessen kümmern und merkte schnell, dass die vegane Auswahl von „Monsieur Baguette“ (unser Essenslieferant) nicht sonderlich ansprechend war. Dementsprechend verbrachte ich diese Woche meine Mittagspausen beim Milaneo, mit der Hoffnung dort sei die Auswahl größer (Spoiler Nummer 2: Nein war sie nicht.).
Ich fühlte mich als unvorbereiteter Veganer allein gelassen. Meine einzige Hilfe während meiner veganen Zeit waren die grünen Häkchen oder das grüne „V“ in manchen Speisekarten. Andere Läden waren mir dabei aber nicht so hilfreich. So wusste einige Lokale selber nicht, wie der Teig von ihren Frühlingsrollen gemacht wurden oder ob nun die Tomatensoße ganz vegan war oder nicht. Diese Fragen klingen vielleicht für einen „richtigen“ Veganer komplett komisch, aber ich habe mir diese Fragen andauernd gestellt. Schließlich aber kam ich am Ende der Mittagspause doch gut mit einem veganen Wrap aus, der sogar wirklich deliziös war und die „veganen“ Zutaten gut zur Geltung gebracht hat.
Schon nach dem ersten Tag wurde mir ersichtlich, dass sich etwas an meiner Einstellung zu der Woche ändern musste. Ich sollte nicht abhängig sein von den vielen Läden, die mir etwas anbieten, sondern ich sollte mich selber um meine Versorgung kümmern. Ein veganer Einkauf war das Ergebnis meiner Überlegung und ich war echt überrascht. Bisher war es immer schwierig an vegane Produkte zu kommen, aber im Supermarkt gab es eine ganze Abteilung die nur mit veganen und vegetarischen Produkten gefüllt war. Ich hatte jetzt zum ersten Mal wirklich eine Auswahl und musste nicht das einzige vegane Produkt auf der Speisekarte nehmen. So glücklich wie ich mit meiner Entdeckung des Regals war, war ich aber leider nicht mit den Preisen. Selbst im Vergleich zu manchen Bio-Produkten waren vegane Produkte einfach echt teuer. Nichtsdestotrotz musste vergleichsweise tief in den Geldbeutel greifen um mir einige erschwingliche Lebensmittel für die Woche zu besorgen. Glücklicherweise wurde aber auch mein ganzer Einkauf in der Woche von mir und meinen Eltern verputzt.
Zu meinem Einkauf sei aber gesagt, dass ich einen enormen Fehler gemacht habe. Ich habe hauptsächlich Ausweichprodukte gekauft, statt regionale Zutaten zu kaufen. Klar hatte ich Obst und Gemüse zuhause vorliegen, doch die vegane Küche bietet so viel mehr, was ich leider nicht innerhalb der vorgegeben Woche probiert habe. Genau das ist es was ich wahrscheinlich sogar am meisten bereue. Diese Ausweichprodukte beinhalten unteranderem vegane Schnitzen und andere vegane „Fleischprodukte“. Obwohl ich nicht unbedingt begeistert von diesen Produkten war, wahrscheinlich durch den prägenden Fleischgeschmack der nun fehlte, haben sie mir den Übergang in die vegane Welt deutlich vereinfacht. Die Tage darauf hatte ich dann mehr Kreativität in der Küche und musste nicht mehr auf solche Produkte zurückgreifen.
Generell sollte auch gesagt sein, dass ich, wie wahrscheinlich auch viele andere, ein komplett falsches Bild vom Veganismus hatte. Dargestellt wird die vegane Ernährung als eine Ernährung voller Verbote und Einschränkungen. Auch wenn das zu einem gewissen Grad stimmt, vergisst man häufig welche Möglichkeiten eine vegane Ernährung zusätzlich birgt. Man probiert Gerichte, Rezepte aus, sowie auch neue Kombinationen, die man sonst nicht probieren würde.
Obwohl die Woche bei mir nicht perfekt gestartet ist, kann ich sagen, dass ich mich als Veganer wirklich gut gefühlt habe (bis auf den Verzicht von meinem Latte Macchiato). Es ist nicht nur das Wissen, dass man nicht Massentierhaltungen, sowie auch das unethische Töten von Tieren nicht unterstützt. Ich habe mich von morgens bis abends einfach fitter und motivierter gefühlt – ganz ohne Kaffee! Mir fällt es schwer genau zu beschreiben woher meine Energie kam, dennoch aber kann ich es nicht leugnen, dass ich mich durch diese Art der Ernährung einfach wohl gefühlt habe.
Werde ich jetzt ein Veganer? Es klingt vielleicht für einige enttäuschend aber: Nein. Für mich ist es leider schwer vorstellbar auf alle tierischen Produkte, darunter Milch und Eier komplett zu verzichten. Trotzdem hat mir diese eine Woche die Augen geöffnet. Zuerst hielt ich es für unvorstellbar eine Woche lang auf Fleisch und tierische Produkte zu verzichten. Doch jetzt, nachdem ich das eine Woche tat, kann ich es mir vorstellen mehr auf diese Produkte zu verzichten. Ich muss nicht immer beim Burger-Laden einen saftigen Burger holen – auch ein Wrap schmeckt mir. Auch muss ich nicht beim Asiaten immer Hähnchenfleisch zum Reis nehmen – gebratenes Gemüse schmeckt doch auch super.